Wofür eigentlich ein Fahrradträger?
Wofür braucht man eigentlich einen Fahrradträger? Das großartige am Hobby Mountainbike ist schließlich, dass man direkt vor der eigenen Tür starten kann. Keine Wartezeiten, keine Mitgliedschaft. Einfach auf nach Draußen und ab in die Natur. Manchmal lockt aber die Ferne. Ein Bikeurlaub steht an, eine Tagestour in einer benachbarten Region will ausprobiert oder ein Bikepark unsicher gemacht werden.
Das Mountainbike im Kofferraum
Bei der Anreise mit dem Auto geht jetzt in vielen Fällen die große Bastellei los. Rückbank umklappen, alles mit Decken auslegen, damit sich die obligatorischen Dreckklumpen nach der Fahrt nicht im Innenraum verteilen. Apropos Innenraum – Kratzer passieren auch den Besten. Das Vorderrad muss selbst in größeren Kombis ausgebaut werden, bei kleineren Autos folgt direkt das Hinterrad. Spätestens bei mehr als einem Rad wird es so eng, dass automatisch die Melodie von Tetris in eurem Kopf abgespielt wird.
Fahrradträger für die Anhängerkupplung
Ich gebe es zu: Ich hatte keine Lust mehr auf dieses ewige Hin und Her, spätestens seit ich das erste Mal mit befreundeten Bikern in den Urlaub gefahren bin und wir drei Stunden zwischen zerlegten Fahrrädern eingeklemmt Richtung Südtirol gefahren sind. Der Wunsch nach einer einfacheren Lösung war groß und nach einem kurzen Vergleich der drei unterschiedlichen Fahrradträgerarten war schnell klar: Die Montage auf der Heckklappe war an meinem Fahrzeug nicht möglich, schwere Enduros auf das Autodach zu hieven klang wenig verlockend. (Hätte sicher ohnehin nur bis zur ersten Einfahrt in die Tiefgarage funktioniert.)
Konkret ist die Wahl bei mir auf einen Thule Easyfold XT gefallen. Zusammen mit den Produkten von Uebler gewinnt der schwedische Hersteller Test um Test und gilt als sichere und Qualitativ hochwertige Lösung für den Biketransport. Pluspunkte sammelt außerdem der schnelle Aufbau durch ein Person und der geringe Platzbedarf im eigenen Keller, den der Klappmechanismus möglich macht.
Die fünf Montageschritte
Der Thule Easyfold im Alltag
Wie ihr im Video sehen könnt: In anderthalb Minuten habt ihr den Träger an eurem Fahrzeug montiert und das erste Fahrrad sicher fixiert. Die großen Plastikanteile wurden in einigen Tests als Kritikpunkt erwähnt, die Verarbeitung des Thule wirkt jedoch erstklassig und kombiniert Stabilität mit leichtem Gewicht, wodurch ihr den Träger auch einfach mit einer Hand anheben könnt. Zusätzlich könnt ihr den Easyfold auf die Größe eines Rollkoffers zusammen klappen und durch die eingebauten Rollen auch ähnlich wie einen solchen bewegen, wenn er gerade nicht an eurem Auto montiert ist.
Die mit weichem Gummi ausgelegten Rahmenklemmen schützen euer Rad vor Beschädigungen, insbesondere da sie mit einem Drehmomentbegrenzer versehen sind, der sich durch ein lautes „Klack“ bemerkbar macht und verhindert, dass ihr zu stark anzieht. Ein paar Gedanken zum Thema Carbonrahmen findet ihr am Ende dieses Artikels.
Langfinger an der Autobahnraststätte oder Gelegenheitsdiebe am Wanderparkplatz? Der Träger selbst und jede einzelne Montageklemme verfügen über ein absperrbares Schloss.
Lange Radstände wie an meinem Mondraker Dune oder dicke Reifen? Bringen den Easyfold nicht aus der Ruhe!
Fünf einfache Montageschritte, bevor ihr mit dem Thule Easyfold starten könnt:
- Arretierung des Trägers auf der Anhängerkupplung. Hierbei solltet ihr darauf achten, den Träger möglichst gerade auf die Kupplung zu setzen. An einer kleinen Stellschraube könnt ihr Klemmkraft nachstellen, falls ihr den massiven Klemmhebel nicht umlegen könnt oder der Träger nach der Arretierung noch Spiel aufweist.
- Verkabeln mit dem Auto, damit die Beleuchtung ordnungsgemäß funktioniert. (Klingt selbstverständlich, vergisst man aber gerne!)
- Umklappen der Auflagefläche: Praktisch, denn so steht euch diese während der Montage nicht im Weg.
- Befestigen des Rades mit der Rahmenklemme. Die Klemmen können vom vollständig Träger entfernt werden, das macht die Montage weiterer Räder deutlich einfacher. Die Klemme gibt euch mit einem lauten „Klack“ zu verstehen, dass das richtige Drehmoment erreicht ist und hindert euch so daran, den Rahmen zu beschädigen.
- Fixieren der Laufräder mit zwei Ratschen, so bewegt sich dann auch bei scharfen Kurven nichts mehr.
Tipps und Fazit
- Prüft vor dem Kauf, ob eure Anhängerkupplung bezüglich Stützlast und Material für die Montage geeignet ist
- Das schwerste Rad immer auf den ersten Platz (also Richtung KFZ) stellen
- Vorzugsweise direkt das Modell mit drei Plätzen kaufen, auch wenn ihr meistens nur allein oder zu zweit unterwegs seid.
Mit zwei großen Enduros wird es bei der zweifach Variante ansonsten schnell eng!
Der Thule Easyfold ist für mich die perfekte Anschaffung! Kein Radausbau, kein Schrauben und keine Schrammen an Ladekante oder im Innenraum mehr. Die Rückbank und der Kofferraum bleiben frei für Gepäck und zusätzliche Mitfahrer. All das macht den Thule Easyfold für mich zu einer ausgesprochen lohnenswerten Anschaffung, die mich dazu Verführt öfter einmal nahegelegene Bikegebiete aufzusuchen und mehr so Abwechslung in mein Mountainbikerleben gebracht hat.
Kritik
Den Abstand zwischen den ersten beiden Radschienen hätte man gerne etwas größer gestalten können. Mit drei großen (L-XL) Enduros braucht man so durchaus mehrere Anläufe, um alles richtig zu arrangieren und muss eventuell Sattelhöhe oder Position von Bremsgriffen für die Dauer der Fahrt ändern.
Thule Easyfold kaufen – aber wo?
Im Zweifel natürlich lokal, damit euer Bikehandel vor Ort auch morgen noch aufsperren kann. Meinen Easyfold habe ich bei der Reithamer BIKE-RANCH in Warngau gekauft, hier gab es großartige Kaufberatung und mir wurden die Montageschritte vor Ort in aller Ruhe gezeigt. Ein tolles Team das man gerne unterstützt.
Kein lokaler Thule Händler in der Nähe? Mit einem Kauf des Thule Easyfold über diesen Amazon Link unterstützt ihr freundlicherweise diesen Blog.
PS: Fahrradträger und Carbonrahmen
Manche Freunde reagieren schon fast panisch auf das Thema „Klemmen von Carbonrahmen“, wie es z.B. beim Thule passiert. Carbonrahmen und punktuelle Belastung vertragen sich schließlich selten gut. Auf Nachfrage raten die meisten Hersteller hiervon ebenfalls ab oder verweisen darauf, das Klemmen an dünnwandigen Bauteilen zu unterlassen. Da in Zeiten von sensiblen Variostützen auch das Klemmen der Sattelstütze wegfällt hat Thule sich zwei Lösungen einfallen lassen:
- Der Thule Carbon Protektor Adapter besteht aus zwei Gummiplatten, welche ihr mit einem elastischen Seil am Rahmen befestigen könnt. So verteilt sich die Klemmkraft auf eine breitere Fläche
- Der Thule Rahmenadapter, eine Stange die ihr zwischen Vorbau und Sattelstütze einhaken könnt um so ein zusätzliches, gerades Rohr zum Klemmen zu erhalten
Nachdem meine eigenen Räder inzwischen allesamt aus Carbonrahmen bestehen, habe ich mich für die Variante mit dem Frame Protektor entschieden. Bislang erfreulicherweise ohne Komplikationen.
Servus,
danke für deinen ausführlichen Bericht. Ich bin gerade auf der Suche nach einem neuen Fahrradträger und bin genau über dieses Modell gestolpert. Unser alter Träger von Atera hat leider das Problem, dass ihm die zwei 29 Zoll Levo’s zu groß sind. Deswegen meine beiden Fragen:
– eignet sich der Träger auch für 29 e-Bikes?
– gehe ich richtig in der Annahme, dass ein 3er Träger für 2 Fahrräder die bessere Wahl ist, weil man dann mehr Platz hat?
Über eine Antwort würde ich mich freuen!
Grüße an den Tegernsee aus dem Nachbarlandkreis Rosenheim
Alex
Servus Alex,
ich glaube ich hatte noch nie zwei 29 Zöller gleichzeitig auf dem Träger, Kombinationen wie ein 29er Foxy und ein 27,5+ Mondraker Fully waren aber bisher kein Problem. Auch drei lange L und XL Enduros hatte ich gleichzeitig ohne Probleme auf dem Träger, das ist allerdings in der Tat immer ein bisschen Bastelarbeit um die richtige Kombination zu finden.
Ansonsten sehe ich das wie du: Für den regelmäßigen Transport von zwei großen Bikes in der 3x Träger besser geeignet.
Besten Gruß
Christoph
Servus Christoph,
danke – ich bin immer noch hin- und hergerissen. Es gibt auch noch den Velospace XT2, der Schienen mit 130 cm Länge hat. Tatsächlich ist der Radstand auch ziemlich exakt 130 cm. Zudem hat dieser Träger in der 2er Ausführung auch noch 25cm zwischen den beiden Bikes. Sobald man aber einen 3er nimmt, schrumpft der Abstand auf 22 cm und 19 beim letzten Bike. Nun habe ich meinen alten Atera mal nachgemessen. Dessen Schienen haben nur 1m Breite und einen Abstand von gerade mal 18 cm. Jetzt käme es wohl auf einen Versuch an: Den Easyfold XT3 bestellen und gucken ob es passt – wenn nicht Retoure und doch den Velospace bestellen. Mir wäre halt der klappbare wesentlich sympatischer.
Ich gebe dir auf alle Fälle eine kleine Rückinfo hier, ggf. hilft es dem ein oder anderen dann in der Kaufentscheidung.
Falls dir ein Test helfen würde: Die Reithamer BIKE-RANCH hat (glaube ich) fast immer einen da und sonst kannst du auch mal in Tegernsee vorbei kommen.
Servus,
so – nun nochmals eine späte Rückmeldung. Nun habe ich einen geeigneten Träger gefunden, was fast einer Odyssee ausgeartet wäre.
Ich hatte einem Bekannten erzählt, dass ich auf der Suche nach einem Träger bin und mich nicht so ganz zwischen dem Easyfold und dem Velospace entscheiden kann. Wie es der Teufel will, hatte er den Velospace XT2 und brachte mir dem zum testen mit. Also Träger rauf auf den X3 und: Ruck Zuck war alles verstaut und Räder sicher drauf. Träger wieder runter und zurückgegeben. Gerade als ich den Bestellbutton drücken will, springt mir jedoch ein Hinweis ins Auge: Man muss bestimmte Mindestabstände an der Kupplung einhalten. Das gilt insbesondere für neue Autos, bei denen die Steckdose an der Hängerkupplung verbaut ist. Also nochmals runter und messen – mist, das ist ja zu knapp. Man sieht sogar schon einen Abdruck auf der Buchse, ich hatte für meinen Test den Stecker nicht angeschlossen, sonst wäre mir das ja aufgefallen. Mein Bekannter war schon wieder unterwegs, kam aber nochmals für einen Test vorbei. Tja, schaut erst einmal schlecht aus.
Also hatte ich mich erneut auf die Suche gemacht, so viele Kanditaten gibt es da nicht. Mein Bekannter hat dann mal die Google-Suche bemüht und einen Hinweis gefunden: Buchse abschrauben. Genau das funktioniert, entweder nur eine Schraube lösen und hochklappen, oder gleich die ganze Buchse abmachen und um ein Loch verstetzen. Die Buchse ist halt dann nur mit einer Schraube befestigt, das tut der Sache keine Abbruch. Da es sich nur um zwei Imbusschrauben handelt, ist der Aufwand von einer Minute umbauen verschmerzbar.
Also Träger bestellt, der dieses WE erstmalig zum Einsatz kam. Die langen Schienen mit 135cm sind für die Spezialized Levos, insbesondere für das XL fast ein muss. Schmäler sollten sie nicht sein. Die Standardbereifung der Räder sind ja die 29 Zollräder mit 2,6 Zoll Breite. Zwar haben die in der Schiene nicht wirklich Platz, lassen sich aber mit den Originalbändern sicher befestigen.
Der große Vorteil am dem Träger ist:
– sehr massiv aufgebaut. Es wackelt wirklich nichts. Man merkt nicht mal, dass die Räder drauf sind.
– der Abstand zwischen den Schienen ist bei dem XT2 25cm statt 19/17 wie beim XT 3. Auch die Abmessungen beider Träger sind fast identisch. Dafür hat man überhaupt keine Probleme mit sich berührtenden Pedalen.
– der Klappmechanismus ist wirklich solide, bei meinem Atera habe ich jedesmal Zustände bekommen.
– Der Bügel ist recht breit, so dass man mit den Befestigungsarmen mehr Spielraum hat.
Das Gewicht des Trägers ist nicht ohne, dafür ist dieser aber auch sehr solide. Statt falten und in den Keller tragen kommt der Träger demächst an die Wand in der Garage mittels Kugelkopfhalterung. Ein weiterer Nachteil ist auch, dass der Träger auch nur ins Auto passt, wenn man die Sitze umklappt.
Für mich war es aber der einzige Träger, der meine Bikes sicher aufnehmen kann. Ich hoffe, dem ein oder anderen hilft die Info hier, denn aus den Testberichten kann man die vielen kleinen Dinge oft nicht rauslesen. Mein Auto ist übrigens ein X3 G01, der wohl auch mit anderen Thule Trägern das Problem mit der Buchse hat.
Servus Christoph,
machst du die Klemmbacken bei deinen Bikes zu bis der Drehmomentknopf auslöst und klackt oder drehst nur „handfest“ zu?
Gruß
Hallo
stehe gerade vor der Anschaffung eines neuen Rad Trägers mein Mondraker hat 1300 mm Radstand Denkst du das geht dich aus ??
währe sehr dankebar für die info
Lg Herbert
Entschuldige Herbert, deinen Kommentar habe ich komplett übersehen! Inzwischen hast du den Träger wahrscheinlich schon gekauft, falls nein: Nachdem mein Mondraker ja auch über einen entsprechend großen Radstand verfügt und auf 2.6er Reifen steht solltest du damit gut zurecht kommen. Bin weiterhin Fan der Thule Lösung! :-)