Mit dem Fatbike über Schnee und Eis

Der Winter steht vor der Tür und die Bikesaison kommt langsam aber sicher zu einem Ende. Zeit die Ski auszupacken, Rodeln zu gehen oder Langlaufen auszuprobieren. Schließlich werden hier die gleichen Muskelgruppen wie beim Mountainbiken genutzt und die Form lässt sich gut durch den Winter bringen. Der Mountainbiker in eurem Kopf schreit nach dieser Einleitung „ICH WILL ABER WEITER BIKEN!„? Dann sollten wir einmal über das Thema Fatbike reden!

Seit ich es vor drei Jahren zum ersten Mal ausprobiert habe, hat der Winter für mich seinen Schrecken verloren – um nicht zu sagen: ich freue mich richtig auf den ersten Schneefall und das Wiedersehen mit meinem Salsa Beargrease. Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, was das Erlebnis Fatbike so besonders macht, welche Strecken sich zum Fatbiken eignen und welche Kleidung sich für Fahrradfahren im Winter eignet.

Fatbiketouren setzen neue Reize

Das fängt schon bei der Geräuschkulisse an. Sobald die Reifen auf Schnee rollen, hört ihr nur noch ein leises Knirschen im Schnee. Die sonstigen Geräusche der Welt verschwinden in der weißen Decke, die sich über den Wald gelegt hat. Auch Forststrassen, die ihr schon auswendig kennt, bekommen so etwas Besonderes. Die im Schnee glitzernde Sonne, gefrorene Bäche und die winterliche Tierwelt wirken entschleunigend auf mich und sind das Bikeräquvialent von einem entspannenden Winterspaziergang. So fährt man wie auf Watte, der Entspannungsfaktor beim Fatbiken ist riesengroß. Fliegt euch hier noch ein wenig frischer Pulverschnee um die Ohren ist das Suchtpotenzial garantiert!

Das Fatbike im Tiefschnee - hier hört es leider mit der Fahrbarkeit auf!

Im festen Altschnee kommt das Fatbike an seine Grenzen

Fatbiken auf verschneitem Forstweg

Perfekt für winterliche Höhenmeter: Ein geräumter Forstweg

Wie fährt ein Fatbike?

Die dicken (4.0 bis 4.8 Zoll) Reifen sorgen in erster Linie mal für eins: Endlos Grip. Der geringe Luftdruck (mit meinen 85KG fahre ich einen Reifendruck zwischen 0.4 und 0.6 Bar) macht es möglich. Die ungeahnt große Auflagefläche, die daraus entsteht, verhindert im Schnee auch auf steilen Anstiegen ein Durchrutschen der Reifen und ermöglicht ein kontrolliertes Bremsen bergab, solange der Schnee etwas komprimiert ist. Auf Teer auftretende Effekte wie das Selbststeuern der Reifen verfliegen im Schnee praktisch und das Wort Rollwiderstand verliert jede Bedeutung.

Wo fährt sich das Fatbike am besten?

Dort, wo Schnee bereits komprimiert ist oder Neuschnee auf einem festen Untergrund liegt! Also insbesondere auf Rodelbahnen (hier sind die Rodler Gegenverkehr ohnehin gewöhnt), Forstwegen mit gelegentlichem PKW Verkehr, dessen Spuren man folgen kann oder auf Wanderwegen, auf denen der Schnee bereits etwas platt getreten ist. Die für mich schönsten Fatbike Touren führen daher auf einer Rodelbahn den Berg hinauf und bieten eine Abfahrtsmöglichkeit auf einem verschneiten Wanderweg – so werden auch einfache Trails zu einem echten Wintererlebnis.

Gar nicht funktioniert das Fatbike in hohem Altschnee, auf dem sich auch die dicken Reifen nicht abstützen können und auf dem die Pedale im festen Schnee anstossen. Außerdem dringend zu meiden: Loipen! Bei klassisch gespurten Loipen geht die Spur kaputt und auch bei Skatingloipen ist die Geschwindigkeitsdifferenz zu den Langläufern zu hoch. Im Interesse der Konfliktvermeidung rate ich hiervon also absolut ab.

Das Fatbike im Tiefschnee - hier hört es leider mit der Fahrbarkeit auf!

Das Salsa Beargrease in seinem Element

Fatbiken auf verschneitem Forstweg

Im Winter werden auch einfache Trails zu einer Herausforderung

Reaktionen eurer Umgebung

Für introvertierte Biker ist das Fatty nur bedingt geeignet – noch nie wurde ich so oft auch ein Rad angesprochen, wie auf mein Salsa Beargrease. Bereitet euch also auf folgende Fragen vor:

  • Kommt man mit den dicken Reifen den Berg überhaupt hoch?
  • Ist das eine Sonderanfertigung?
  • Wo ist der Motor?
  • Rutscht das nicht?

Solltet ihr einmal einen Rodler bergab überholen, erntet ihr ohnehin verwunderte Gesichtsausdrücke.

Die Richtige Kleidung auf dem Fatbike

Fangen wir bei dem schwerwiegendsten Problem des Winterbikers an: Eisfüße! Selbst mit Click Winterschuhen oder speziellen FiveTen Wintermodellen sind mir anfangs nach spätestens einer Stunde die Füße abgefroren. Mein absoluter Geheimtipp: SealSkinz Socken! Abgesehen davon, dass die Socken wunderbar warm halten sind sie auch wasserdicht und halten in euren Schuhen schmelzenden Schnee davon ab, eure Füße weiter auszukühlen. So bleibt es auch mit klassischen FiveTen Impacts wunderbar warm am Fuß. Gegen frierende Finger greife ich je nach Außentemperatur zu GORE BIKE Thermo Handschuhen. Ansonsten gilt Zwiebelprinzip: Lange Skiunterwäsche und eine lange Thermohose, ein langes Thermotrikot und darüber eine möglichst winddichte Jacke, um den Fahrtwind davon abzuhalten, euren Oberkörper abzukühlen. Für den Kopf haben sich bei mir eine warme Helmmütze und ein oder zwei Buffs um Hals und Mund bewährt.

Achtung Achtung: Auch im Winter solltet ihr hydriert bleiben. Gegen akute Eisbildung empfehle ich eine Trinkblase (nach Verwendung unbedingt das Restwasser im Schlauch pusten) oder eine isolierte Trinkflasche!

Fertig ist eure Fatbike Ausstattung! Für den lokalen Einkauf in Oberbayern gibts natürlich die komplette Winterbiker Ausrüstung auch bei Bertls Bikeshop am Tegernsee.

Das Fatbike außerhalb des Winters?

Für mich ist das Fatbike in erster Linie Abwechslung für den Winter – bewege ich es abseits von Schnee, bin ich aber immer wieder überrascht, wie gut die dicken Reifen auch ohne Federung Hindernisse überwinden und wie wenig Zeit der erhöhte Rollwiderstand im Uphill kostet. Ein wenig träger fährt es sich natürlich und rumplige Trails spürt ihr deutlich in den Handgelenken. Gerade mit einer Federgabel kombiniert können die dicken Reifen ein echtes Plus an Selbstvertrauen bieten.

Wenn ihr euch für dicke Reifen im Sommer interessiert, würde ich aber 2.6er Reifen oder ein Plusbike gegenüber dem Fatty vorziehen.

Fazit: Für wen machen Fatbikes Sinn?

Ein paar Gedanken, wann das Fitbike für euch Sinn macht, sollen natürlich auch nicht fehlen:

  • Ihr wohnt in einer schneereichen Gegend, der Schnee bleibt länger liegen
  • Es gibt Forstwege, auf denen Schnee durch Fahrzeuge oder Bewanderung bereits ein komprimiert ist (Fahrt bitte nicht auf Loipen!)
  • Euch fehlt Biken im Winter zu sehr, um es einfach seien zu lassen
  • Ihr mögt es ohnehin lieber kalt als warm, gefrorene Buffs machen euch keine Angst

Etwa 20-30 Fahrten schaffe ich jeden Winter mit dem Fatbike. Eine teure Anschaffung, aber aus meiner Sicht hat es sich gelohnt. Es hilft mir meine Kondition zu halten, ich komme auch im Winter in die Natur und ich muss nicht erst mit dem Auto zu einer Loipe fahren oder nach mehreren Stunden Autofahrt ein teures Skiticket kaufen, sondern starte direkt von meiner Haustür ins winterliche Abenteuer.

Ihr wollt einmal ein Fatbike ausprobieren? Dann schaut bei Bertls Bikeshop vorbei!