Mondraker Dune Langzeittest

Das Mondraker Dune ist eines dieser Räder, bei denen man als Durchschnittsbiker Testberichte liest und eigentlich schon abwinkt. „Agressives Race Enduro. Will aktiv über die Front gefahren werden. Bestraft passive Fahrweise. Ein langes Schiff, das mit viel Körperkraft um Kurven bewegt werden will.“ Schon seit Mondraker zum ersten Mal Mountainbikes mit der Forward Geometry – damals noch bucklig wie der Glöckner von Notre Dame – auf den Markt gebracht hat, ist zu lesen, dass man sich hier gerade im steilen Gelände besonders weit über den Lenker lehnen muss, damit das Rad funktioniert.

Stellen die Spanier mit ihrem inzwischen kurzerhand als Superenduro bezeichneten Dune also nur ein Rad für Racer und hartgesottene Enduristi her oder hat das mit 170/160mm satt gefederte Mountainbike auch die Qualitäten zum treuen Tourenbegleiter? Am Gewicht soll es schonmal nicht scheitern: Mit knappen 13 KG bietet das Dune in der teuren XR Ausstattung (hier im Jahrgang 2016) trotz potenter Federung aus Fox 36 Gabel und Float X2 Dämpfer ein verhältnismäßig leichtes Gesamtpaket, welches auch steile Anstiege oder Uphillpassagen auf dem Trail bereitwillig erklettert. Mit aktiviertem Climb Switch hält der X2 den Hinterbau dabei erfreulich wippfrei und auch mit offenem Dämpfer spürt man nur im Wiegetritt ungewünschte Bewegungen im Rad. Mit eher weichen Dämpfereinstellungen scheint ein starker Zug an der Kette das Dune hier leicht zusammen zu ziehen. Auch bei diesem Verhalten hilft der Climbswitch aber für Ruhe beim Klettern.

Überraschende Uphillqualitäten…

Shimanos X01 11x Schaltung mit 10-42 Zähnen an der Kassette hat mir dabei in jeder Lebensalge ein ausreichend großes Übersetzungsverhältnis geboten, um sämtliche Berge zu mit dem Dune zu erklimmen. Mit Geröll durchsetzte, enge und teils technische Trailanstiege wie z.B. am Blindseetrail bewältigt das Rad trotz der hoch bauenden Federgabel dabei ohne steigende Front, selbst wenn der Umgang mit dem langen Hauptrahmen Anfangs noch ein wenig Eingewöhnung bedarf. Von günstigeren (und deutlich schwereren) Aluversionen mit 1×10 Antrieb würde ich allerdings abraten, außer euer Fokus liegt eindeutig auf Abfahrt und ihr bestreitet die Kletterarbeit mit Liftunterstützung.

Ein Vergleich der mich zu den Uphill- und Tourenqualitäten positiv Überrascht hat: Auf den Anfahrten zu meinen Hometrails liegt das Dune XR auf einem Niveau mit meinem vorangegangen Stumpjumper FSR, welches in SWORKS Ausstattung 1.5 Kilo weniger gewogen hat und mit seinen leichten 29 Zöllern zumindest auf dem Papier über deutlich bessere Kletterqualitäten versprochen hat. Bei vergleichbarem Fitnessstand habe ich hier pro Stunde Uphill meist nur 1 – 2 Minuten Zeitunterschied zwischen beiden Rädern. So habe ich das Dune als treuen Tourenbegleiter kennen gelernt und nie das Gefühl gehabt, meine Touren wegen zu hohem Gewicht oder unpassender Geometrie verkürzen zu müssen.

…und viel Kapazität im Downhill – nach Eingewöhnung

Uphill Fahrten liegen nun allerdings mit Sicherheit nicht im Fokus der meisten Dune Käufer. Hinunter soll ein Rad dieser Kategorie Sicherheit und Geschwindigkeit bieten, keine Frage. Hier benötigt ihr als Käufer aber einige Ausfahrten Geduld. Denn die ersten Fahrversuche auf mit der Forward Geometry sind, ich formuliere es mal vorsichtig, ungewohnt. Oft kommt das Vorderrad ins Rutschen, die Front wirkt unruhig und schwimmt, sobald der Untergrund lose wird, auf. Enttäuschung droht. Pure Enttäuschung bei einem Kaufpreis in Regionen günstiger Kleinwagen. Liest man sich hier durch das ein oder andere Forum, befürchten viele Käufer sogar schon, einen glatten Fehlkauf getätigt zu haben.

Dennoch, keine Sorge: Mit jedem Milimeter, den die eigene Körperposition weiter nach vorne wandert, findet das Vorderrad mehr Grip. Die anfängliche Enttäuschung weicht so schnell dem Gefühl, dass dieses Rad schier unendliche Möglichkeiten bietet und anfangs schnellere Kollegen erwartet man schnell mit einem breiten Grinsen im Gesicht, während man auf dem Trail auf ihr Nachkommen wartet. In meinem Fall hat ein etwas längerer Vorbau für zusätzliche Sicherheit gesorgt.

Treuer Begleiter in allen Lebenslagen

Nach nunmehr einem Jahr kann ich feststellen: Das Dune ist viel mehr als ein reinrassiges Racebike. Mit Sicherheit brilliert es in dieser Kategorie außerordentlich, aber auch auf Touren entwickelt es sich zu einer echten Bank, die Selbstvertrauen in kniffligen Situationen vermittelt und auf dem man sich als Biker stetig weiterentwickeln kann. In Zeiten von immer spezialisierteren Bikes taugt das Dune als „Eins für alles Rad“, von Tagestouren mit 70 km und fast 2000 Höhenmetern bis zum Bikepark Wochenende mit 6000 Tiefenmetern pro Tag hat es bei mir ohne nennenswerte Defekte alles gemeistert.

Konkretes Kaufinteresse? Wenn sie sich euch bietet: Nutzt die Möglichkeit, die Mondraker Geometrie vorab auf echten Trails zu testen und zwingt euch dazu, das Rad weiter „vorne“ zu fahren, als ihr das von eurem aktuellen Mountainbike gewöhnt seit – das Dune dankt es mit viel Potenzial!

An dieser Stelle ein Dankeschön an Bertls Bikeshop in Rottach-Egern, mit der dortigen Mondraker Leihbike Flotte kann man sich bereits vorab zu einem eventuellen Kauf einen Eindruck machen, inwiefern die Forward Geometrie zum eigenen Fahrstil passt.

Habt ihr noch Fragen zum Dune? Lasst mir doch einen Kommentar im Blog oder schreibt auf Instagram.

Tipps zum Dune:

  • Ein längerer Vorbau, als die werksseitigen 30mm sorgt für etwas mehr Ruhe und Druck auf dem Vorderrad, wenn ihr wie ich eher auf der vorsichtigen Seite fahrt.
  • Gebt dem Rad eine gewisse Eingewöhnungszeit, bis ihr anfangt euch damit euren Grenzbereich zu erkunden.
  • Auch ohne Boost-Standard am Hinterbau passen in das Dune 2.6 Zoll Mountainbikereifen. Die werksseitigen 23mm Mavic Laufräder habe ich so inzwischen durch 30mm Roval Traverse SL Felgen mit Specialized Butcher/Purgatory als Reifenkombination ersetzt, mit den breiteren Reifen vermittelt das Dune unerhört viel Sicherheit ohne die Trägheit von Plus-Rädern zu entwickeln.